Objektiv-Kennzeichnungen können durchaus verwirrend sein. Gerade Anfänger kommen mit den meist kryptischen Bezeichnungen nicht zurecht und können nicht nachvollziehen warum Objektive mit gleicher Brennweite sich teils drastisch im Preis unterscheiden. Dieser Artikel bringt Licht ins Dunkel.

Objektiv-Kennzeichnung

Doch wofür steht eigentlich was genau?

Wenn ihr euch ein Objektiv einmal genauer angeschaut habt, habt ihr mit Sicherheit schon festgestellt, dass dort verschiedene Bezeichnungen zu lesen sind. So findet ihr z.B. Angaben wie: 50-200mm, 1,2m/4.0ft oder F/2.8. Oder aber auch Schalter mit der Aufschrift: MF/AF. Doch was bedeutet das ganze eigentlich? Lass uns starten…

Brennweite (z.B. 28-55mm oder 85mm)

Bei diesen Angaben handelt es sich um die Brennweite eines Objektives. Du kannst dir die Brennweite auch als Sichtfeld deiner Kamera vorstellen. Der Bildausschnitt hängt allerdings nicht nur von der Brennweite ab, sondern auch von dem Kamerasensor. Hier gibt es z.B. einen großen Sensor (Vollformat wie bei der Sony Alpha 7 MIII) oder einem kleineren APS-C Sensor. Beim Vollformat (auch Kleinbildformat) bilden 50mm Brennweite etwa den menschlichen Blickwinkel ab. Bei APC-S liebt man bei ca. 33mm und beim noch kleineren 1″ Sensor ist dieser bei etwa 18,5mm.

Tele-Objektiv

Lange Festbrennweite (große Zahl z.B. 200mm) = enges Sichtfeld (Objekt erscheint größer)

Weitwinkel-Objektiv

Kurze Festbrennweite (kleine Zahl z.B. 12mm) = weites Sichtfeld (Objekt erscheint kleiner)

Zoom-Objektiv

Variable Brennweite (z.B. 55mm-200mm) = variables Sichtfeld (Objekt kann näher ran geholt werden)

Tele-Zoom-Objektiv

Variable hohe Brennweite (z.B. 150mm-600mm) = variables Sichtfeld (Objekt kann sehr näh ran geholt werden)

Weitwinkel Tele-Zoom-Objektiv

Variable Brennweite (z.B. 18mm-200mm) = variables Sichtfeld (Objekt kann sehr näh ran geholt werden)

Es gibt unterschiedliche Objektiv-Typen. Zum einen Objektive mit einer festen Brennweite z.B. 85mm also einer sogenannten Festbrennweite und Objekte mit einer variablen Brennweite z.B. 24mm-105mm (Zoom-Objektive). Bei diesen Zoom-Objektiven kannst du durch Drehen des Objektivrings (oder mittels Zoomknopf an der Kamera), dein Objekt näher heran“zoomen“.

Nicht immer wird die Millimeter (mm) Anzahl mit angegeben und so gibt z.B. auch die Objektivkennzeichnung 16-50 die jeweilige Brennweite an. Die Größe der Zahl gibt somit an, um was für eine Objektivart es sich handelt. So sind geringe Brennweitenzahlen wie z.B. 12mm ein Weitwinkelobjektiv und 200mm z.B. ein Tele-Objektiv. Bei Festbrennweiten kannst du diese mm Angabe nicht variabel einstellen, sondern bist an z.B. 85mm Brennweite gebunden. Diese Brennweite eignen sich z.B. sehr schön für Portraitaufnahmen. Ein solches Objektiv mit nur einer Brennweite wird auch „Prime“ oder „Fixed Focal Length„-Objektiv genannt.

Vorteile solcher Festbrennweiten sind meist die Schärfe der Bilder. Aber auch das Scharfstellen (Fokus) an sich klappt meist schneller als bei den Zoom-Ojektiven. Diese haben den Vorteil, dass man mit diesen Objekiven flexibler ist, da man direkt mehrere Brennweiten abdeckt und so die Objektive nicht tauschen muss.

Gerade auf Reisen eignet sich ein Zoom-Objektiv, da man hier nicht immer den Platz für verschiedene Objektive. Zudem ist man schnell einsatzbereit und kann einen großen Bereich abdecken.

Lichtstärke (z.B. F2,8)

Die Lichtstärke ist ein weiterer wichtiger Hinweis auf dem Objektiv. Hier wird wieder zwischen einem fixen und einem variablen Wert bzw. einem variablen Lichtstärkebereich unterschieden. So gibt es z.B. die Bezeichnung 3,5 – 5,6 für einen variablen Lichtstärkebereich und bei nur einer Angabe (z.B. 1,8) eine fixe Lichtstärke. Diese kann sowohl für variable als auch für eine fixe Brennweite gelten.

Auch findet sich häufig die Bezeichnung 1:1,8f auf dem Objektiv, die eine Lichtstärke von 1,8 angibt. Aber auch f/4, f4, F/4 oder F4 kommen zum Einsatz und signalisieren hier eine Blende von 4.

Naheinstellgrenze (z.B. 0,25m/0,82ft)

Bei der Naheinstellgrenze kann man einstellen/sehen, ab welcher Entfernung das Objektiv ein klares Bild liefert. Bei alten Objektiven kann man mittels eines Naheinstellrings die jeweilige Entfernung separat einstellen. Auf modernen Objektiven wird die Naheinstellgrenzen angegeben.

Bei einem 16mm-50mm Objektiv steht z.B. die Angabe 0,25m/0,82ft – 0,30m/0,98ft. Das bedeutet ganz einfach, dass bei einer 16mm eingestellten Brennweite das Bild ab 0,25m scharf wird und bei 50mm ab 0,30m (30cm) oder eben 0,98 Feet. Es kann aber auch nur eine Angabe dort stehen. Das bedeutet dann ebenfalls, dass du genau so nah an dein Objekt heran kannst.

Filtergewinde-Durchmesser (z.B. ⌀ 67mm)

Dieses Symbol gibt den Druchmesser der Objektivvorderseite an. Dies ist ein Schraubgewinde und dient der Anbringung für verschiedene Filter wie z.B. ein Pol oder ND-Filter. So kannst du den jeweiligen Filter in der richtigen Größe für dein Objektiv finden und anbringen.

Motortyp (z.B. STM, AFS)

Mit dieser Bezeichnung wird der Motor, der die jeweiligen Fokusierung steuert, angegeben – also den Autofokus. Je nach Hersteller unterscheidet sich die Bezeichnung hier. Anhand der Bezeichnung kann man herausfinden, ob der Motor besonders schnell ist und somit die Schärfe schnell einstellt. Natürlich soll ein Motor schnell scharf stellen und gerade bei Filmaufnahmen auch schön leise sein, da man dieses somit auf den Filmaufnahmen hören kann. Jedoch muss man hier abwägen, da träges Schärfen in Filmaufnahmen besser wirkt, als ein sehr schnelles fokussieren.

Schrittmotor
Diese Motoren sind die günstigsten. Sie sind träger und haben keine mechanische Kopplung zwischen manuellem Fokussring und dem Motor. Eine Fokussierung kann somit nur im eingeschalteten Zustand erfolgen.
Bei Canon heißt diese Technik: STM

Ultraschall-Motoren
Diese Motoren haben einen Ultraschallantrieb. Sie sind schneller und leiser als STM und die Fokussierung ist auch bei ausgeschalteter Kamera möglich.

Die Bezeichnung unterscheidet sich je nach Hersteller. Bei Canon heißt sie USM, bei Sigma heißt sie HSM (Hyper Sonic Motor), bei Nikkon wird die Bezeichnung SWM verwendet und Tamron nutzt den Namen USD.

AF-S = Autofokus Motor von Nikon

Objektiv Bezeichnung (z.B. EF / EF-S / E-Mount / A-Mount & Co)

Je nach Hersteller unterscheidet sich die Objektivbezeichnung und gibt an für welchen Sensortyp das Objektiv gilt. Am Beispiel von Sony und Canon sieht es z.B. wie folgt aus.

SONY
E-Mount (Vollformat / spiegellose Kameras) bzw. FE/E und A-Mount (Spiegelreflexkameras)

CANON
EF (Vollformat / spiegellose Kameras) bzw. EF-S = APS-C (Spiegelreflexkameras)

Dies bezieht sich allerdings auf die eigenen Objektive der Hersteller. Auch Dritthersteller können für Kameras von z.B. Sony, Canon, Nikon & Co. Objektive herstellen und verwenden hier wieder eigene Bezeichnungen:

TAMRON
Mit der Di (Digitally integrated design) Bezeichnung hat Tamron bereits drei Versionen auf dem Markt: Di / Di II / Di III. Die Bezeichnung steht für Tamrons neue Generation von Objektiven für digitale Spiegelreflexkameras mit APS-C und Vollformat Sensor. Di II Objektive sind für digitale Spiegelreflexkamers (SLR) mit einer Bildsensorgröße von bis zu 24x16mm geeignet. Die IIIer Serie ist spezielle für spiegellose Systemkameras (wie die Sony Alpha 7 MIII) und können nicht mit digitalen oder analogen SLRs genutzt werden.

Sigma
Bei Sigma heißt die Objektiv-Bezeichnung: DG/DC und bedeutet eine Kompatibilität für spiegellose Vollformat-Systemkameras. Hier gibt es aber auch noch die Bezeichnungen: DG = kompatibel mit Vollformat-Kameras, DC = Objektive für APS-C Sensor Kameras, DN = Objektive für spiegellose Systemkameras.

Bildstabilisator (z.B. IS / OSS)

Vor allem bei Tele-Aufnahmen und Filmaufnahmen ist ein Bildstabilisator nützlich um Verwackelungen zu vermeiden. Hier ist die Technik im Laufe der Zeit gewachsen und es gibt unterschiedliche Bildstabilisierungs-Versionen und Bezeichnungen. Es ist aber auch möglich, dass die Bildstabilisatoren auch direkt in die Kamera und nicht ins Objektiv gebaut werden. Hierdurch sind die Objektive dann auch etwas günstiger.

Sony: OSS (Optical Steady Shot)
Canon: IS (Image Stabilization) / IS II für 2. Gen.
Nikon: VR (Vibration Reduction) / VR II für 2. Gen.
Tamron: VC (Vibration Compensation)
Sigma: OS (Optical Stabilization)
Fujifilm: OIS (Optical Image Stabilization)
Panasonic: O.I.S. (Optical Image Stabilization)
Olympus: IS (Image Stabilization)

Manueller vs. Auto-Fokus (MF/AF)

Dies ist meist ein kleiner Schieberegler am Objektiv. Hier kann man zwischen manueller und automatischer Fokussierung wählen. Bei der manuellen Fokussierung kann man die Schärfe selbst über den Objektivring setzen. Bei der automatischen Fokussierung übernimmt die Kamera anhand von Messfeldern das Scharfstellen des Objektes. Hier greift dann auch wieder der jeweilige Motor für die Scharfstellung.

Weitere Bezeichnungen

Zudem gibt es noch eine Vielzahl weiterer Bezeichnungen die auf Objektiven und deren Kennzeichnungen zum Einsatz kommen. So gibt es von Sigma die Bezeichnungen ASP. Hier kommen im Objektiv asphärische Glaselemente zum Einsatz, die eine wesentlich präzisere Lichtführung als sphärische Linsen ermöglichen. APO bedeutet, dass es sich um ein apochromatisches Objektiv handelt und unter anderem chromatische Aberrationen zu unterbinden/korrigieren.